Prof. Harry Jeschofnig

 

Harry Jeschofnig und sein bereits legendäres Automaterial sind nicht unbedingt als widersprüchlich zu verstehen, sie unterstreichen eine künstlerische Vielfältig-keit, die schöne Zeiten apostrophieren  und goldene, sprichwörtlich „rostige“ Welten beschwören.

Sieht man einmal davon ab, dass Harry Jeschofnig hunderte Portraitbüsten (hauptsächlich von Kindern) modellierte, seine neue Kunstrichtung das Komponieren  von Skulpturen aus Autokarosserieteilen bestimmte.

Der Naturalismus öffnete hier wohl knarrend Fenster und Türen. Jeschofnigs Schmetterling-Skulpturen aus VW-Käfer Kotflügeln und anderes Blech-Getier flattern wie wild durch europäische Gefilde.

Aus den Resten von Autotüren, die der Künstler sensibel arrangiert und mit  dem Schweißbrenner zueinander dirigiert, entstehen Städtebilder, die an  Kokoschka erinnern. Seine Skulpturobjekte eroberten die Welt, in den diversen Kultur- und Szene-Fanzines werden sie beschrieben und publiziert.

Ausstellungen in England, den USA und natürlich in Europas vielseitigen Winkeln wie Galerien  waren die Folge.
 

Er, der Grazer in Klagenfurt lebend, Jahrgang 1933, entdeckte für seine Arbeit das Metall und zwar in seiner  ursprünglichen, vorgeformten Form. Es ergibt sich dadurch eine völlige Funktionsverschiebung. Bemerkenswert dabei die ausgeprägten Schweißränder vom verbrannten Lack, welche den Objekten eine Patina verleihen, die Fantasieformen annehmen. 
 
Durch die nachträgliche Behandlung mit Klarlack zur Konservierung entstehen anhaltende geistige Landschaften. Dazu kommt, daß auch der Chrom-Effekt  von Jeschofnig in seinen Arbeiten forciert wurde und die glänzenden Stossstangen längst vergangener Straßenkreuzer mit ihrem Anspruch der  permanenten Reflektion des Weges vorne und hinten, dem Morgen und dem Gestern, den Betrachter doch im Jetzt bannen und der Touch zum Aktuellen gegeben ist. Die Absicht größtmögliche Formklärung und Präzision zu
schaffen funktionierte. Expressionistische wie postkubistische Tendenzen bestimmen den Grundcharakter von Jeschofnigs objets trouvés.

Die in vielen widersprüchlich zueinander stehenden Thesen dieser für die Entwicklung der modernen Plastik in Österreich bestimmenden Persönlichkeit, vermittelt der Künstler gekonnt, mit seinem für ihn typischen Qi, seiner mitreißenden und vitalen Lebensenergie, die sein bereits über 30 jähriges Schaffen begleitet.

Im Jahre 1998 schuf Harry Jeschofnig sein eigenes Museum in Knappenberg, revitalisierte eine mächtige Bremsstation von montanhistorischer Bedeutung und gestaltete mit seiner Gattin Cindy liebevoll einen 10.000 m2 großen Skulpturenpark. Er war stolze 20 Jahre lang  Präsident der Berufsvereinigung bildender Künstler (zwischenzeitlich sogar Bundespräsident der BV Österreich mit Sitz Schloß Schönbrunn) und rief 2002 die erste Internationale Biennale Austria im Kärntner Landesausstellungszentrum Heft in Hüttenberg
ins Leben, einem architektonischen Meisterwerk von Günter Domenig.


Mit der zweiten Auflage der Veranstaltung 2006 trägt die Nachhaltigkeit einer  seiner Visionen einmal mehr seine Handschrift. Bekannt als der „Gouverneur von Klagenfurt“, schrieb Jeschofnig mit großem Erfolg zwei Theaterstücke für das Stadttheater Klagenfurt, gab ein Märchenbuch im Norea-Verlag heraus und ist immer noch als Märchenerzähler im staatlichen Fernsehen und dem ganzen Land unterwegs. Diverse heimische Auszeichnungen und internationale Preise zeichnen den umtriebigen Künstler Harry Jeschofnig aus.

Josef K. Uhl